Ein Loblied auf den Minnesang zu Beginn des 38. Erlanger Poetenfests: „Diese Lyrikanthologie ist ein Ereignis!“, jubelt Michael Braun. 68 Lyrikerinnen und Lyriker der Gegenwart haben die Herausgeber Tristan Marquardt und Jan Wagner eingeladen, 42 Dichter des Hochmittelalters neu zu übersetzen. Entstanden ist ein Doppelporträt zweier literarischer Zeitalter. Dem engen lexikalischen Inventar der Minnesänger tritt ein breites Spektrum (intralingualer) übersetzerischer Schreibweisen gegenüber. „Die Poesie des Mittelalters und die Lyrik der Gegenwart geraten hier in ein außerordentlich lebhaftes Gespräch, in dem sämtliche Möglichkeiten dichterischen Sprechens durchbuchstabiert werden.“ (Michael Braun) Dabei nehmen die lebenden Dichter nicht nur eine dienende Rolle ein. Die nachahmende Übersetzung wird zur ironischen Überbietung der eigenen Vergangenheit, die fremd und vertraut zugleich erscheint. Tristan Marquardt gibt Auskunft über das Großprojekt; fünf Dichterinnen und Dichter von heute stellen ihre mittelalterlichen Zunftgenossen vor: Marcel Beyer – Muskatblut; Norbert Hummelt – Neidhardt, Walther von der Vogelweide; Jan Kuhlbrodt – Hartmann von Aue; Brigitte Oleschinski – Hartmann von Aue, Ulrich von Lichtenstein; Lea Schneider – Kristan von Hamle, Ulrich von Winterstetten. „Gewinner bei diesem Turnier sind wir Leserinnen und Leser, und wer immer sich auch nur von ferne für Lyrik interessiert, sollte sich das Spektakel nicht entgehen lassen.“ (Hans-Herbert Räkel)
Adrian La Salvia
Unmögliche Liebe – Die Kunst des Minnesangs in neuen Übertragungen. Zweisprachig. Herausgegeben von Tristan Marquardt und Jan Wagner. Hanser. München, Sep 2017