Die verschränkten Metamorphosen der Pianistin Ulrike Haage und des elektronischen Klangerfinders Christian Meyer sind aufs Äußerste reduziert. Wer die Live-Auftritte der beiden beim 37. Erlanger Poetenfest im vergangenen Jahr miterlebt hat, weiß, dass nur das wirklich Wesentliche der Musik gespielt wird. Dabei folgen sie einem radikalen Ansatz: Sehr genau, fast unerbittlich, widmen sie sich der Transparenz des Klanges. Das Unhörbare hörbar machen – beiden Musikern scheint dies auf der zum Poetenfest erscheinenden neuen CD „stills“ nahezu mühelos zu gelingen. Sanftmütig ist das im Ton und bedacht im Tempo. Ulrike Haage und Christian Meyer geben der Musik Zeit. Akustisches auf dem Flügel und Elektronisches aus dem Computer gehen in jeder Komposition eine unvorhersehbare Symbiose ein. Das kommt nicht von ungefähr, die beiden kennen sich schon lange. 2015 lud die Pianistin den Elektroniker zur Mitarbeit an zwei Stücken ihrer letzten CD „Maelstrom“ ein, er ließ sie in einer seiner Filmmusiken Klavier spielen. Beide durchdringen die Klangwelt des jeweils anderen, eignen sich gegenseitig Landstriche an und verdichten sie zu einer utopischen Landkarte, deren Topographie keine Grenzen zulässt.
aktuell: Ulrike Haage & Christian Meyer: stills. Audio CD. Indigo. Hamburg, 31. Aug 2018