„Politiken & Ideen“ ist ein Buch gegen die schrecklichen Vereinfacher. Nach seinem Welt-Kompendium „Erste Erde“ hat Raoul Schrott mit vier Essays auf die fragmentierten Diskussionen der Gegenwartslage reagiert. Worüber streiten wir uns in den Medien? Über die Nation, die Identität (auch durch Sprache), das Fremde, die Leitkultur und die Religionen – ob sie nun der Abgrenzung dienen wie der Islam oder wieder politisch zu werden versuchen wie der christliche Fundamentalismus. Raoul Schrott hat zu allem etwas zu sagen. Er zeigt, wie sich Ideen – wie jene der Nation oder des Heiligen – zu Politiken verfestigen. Am Beispiel einer uralten Erzählung weist er darauf hin, wie Kulturtransfer funktioniert und belegt damit, dass wir kaum ein Phänomen als unser „Eigentum“ behaupten dürfen. Es hat nämlich fast immer eine sehr lange und multikulturelle Geschichte. Schrott geht es um kognitive Muster, die sich kulturell fortpflanzen und die Flexibilität unseres Denkens erstarren lassen. Er wirft mit seinen Essays Steine des Anstoßes in die Vorgärten des intellektuellen Austausches. Manche dieser Steine zerbrechen sorgsam geschützte Gartenhäuschen der Vorurteile. Manche werden auch zurückgeworfen und fallen ihrerseits dem Autor auf die Füße. An diesem Abend wollen wir uns an dem geistigen Wurfspiel der Argumente mit großer Lust beteiligen.
Herbert Heinzelmann
Raoul Schrott: Politiken & Ideen. Essays. Hanser. München, Mrz 2018