Michael Kleeberg, geboren 1959 in Stuttgart, studierte in Hamburg Politologie und Visuelle Kommunikation. Danach lebte er viele Jahre als Übersetzer und Autor im Ausland, vor allem in Amsterdam, Rom, Paris und im Burgund, ehe er sich im Jahr 2000 in Berlin niederließ. Einhelliges Kritikerlob erntete Michael Kleeberg mit seinem zweiten Roman „Ein Garten im Norden“, der 1998 erschien. Große Erfolge bei Kritik und Publikum waren seine umfangreichen Romane „Karlmann“ (2007) und „Vaterjahre“ (2014), die der Autor beide auch in Erlangen vorstellte. Darin beschreibt Kleeberg das Leben seines Generationsgenossen Karlmann Renn, genannt Charly, zwischen Boris Beckers erstem Wimbledon-Sieg bis zum Terroranschlag auf das World Trade Center. Charly, ein deutscher Jedermann, ist mit John Updikes Rabbit verwandt. Kleeberg wird diese Reihe fortsetzen, doch sein aktuelles Buch „Der Idiot des 21. Jahrhunderts“ beschäftigt sich mit einem ganz anderen Thema.
Dieser Roman in Erzählungen, den der Autor nach Goethe einen „Divan“ nennt, beinhaltet Geschichten über Orient und Okzident, Migranten und Aussteiger, Heimat und Fremde, Islam und Christentum. Auf dem Land treffen sich bei den Gastgebern Ulla und Bernhard unter anderem die iranische Sängerin Maryam, der Aussteiger Herrmann, der libanesische Pastor Younes, der polnische Handwerker Zygmunt und der arabische Lyriker Kadmos und erzählen einander ihre Geschichten. Geschrieben in ganz unterschiedlichen Tonfällen und Literaturgattungen, geht es um unerfüllte Liebe, um Flucht und Einwanderung und die Grundlagen aller Zivilisation: die Kultur. Ein kurzweiliges und anregendes Panoptikum abendländischer und morgenländischer Themen und Motive. Eindringlich, kunstvoll und empathisch erzählt und voller Welthaltigkeit.
Denn Michael Kleeberg weiß, wovon er spricht. Ausgedehnte Aufenthalte im Nahen Osten führten ihn unter anderem in den Libanon, nach Syrien und Ägypten. Wie heißt es schon beim großen persischen Dichter Hafis? „Komm, lass uns unser Leid erzählen, dass wir erfahren, welches Ziel uns treibt.“ (D. K.)
Auszeichnungen u. a.: Anna-Seghers-Preis (1996), Lion-Feuchtwanger-Preis (2000), Irmgard-Heilmann-Preis, Mainzer Stadtschreiber (2008), Evangelischer Buchpreis (2011), Saarländischer Kinder- und Jugendbuchpreis (2012), Friedrich-Hölderlin-Preis (2015), Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung (2016), Gustav-Regler-Preis, Kulturpreis der Stadt Böblingen (2017).
Veröffentlichungen (Auswahl):
– „Böblinger Brezeln“, Stories, Schneekluth, München 1984
– „Der saubere Tod“, Roman, Schneekluth, München 1987
– „Proteus der Pilger“, Roman, Mitteldeutscher Verlag, Halle 1993
– „Der Kommunist vom Montmartre und andere Geschichten“, Kiepenheuer & Witsch, Köln 1997
– „Ein Garten im Norden“, Roman, Ullstein, Berlin 1998
– „Der König von Korsika“, Roman, DVA, München 2001
– „Das Tier, das weint. Libanesisches Reisetagebuch“, DVA, München 2004
– „Karlmann“, Roman, DVA, München 2007
– „Das amerikanische Hospital“, Roman, DVA, München 2010
– „Luca Puck und der Herr der Ratten“, Kinderbuch, Dressler Verlag, Hamburg 2012
– „Vaterjahre“, Roman, DVA, München 2014
– „Der Idiot des 21. Jahrhunderts. Ein Divan“, Galiani, Berlin 2018