Digitalität kennt keine Grenzen. Was einmal seinen Aggregatzustand von „physisch“ in „digital“ verändert hat, lässt sich nicht mehr einhegen, zurückholen, kontrollieren. Digitalität bedeutet Kontrollverlust auf jeder Ebene: Man kann die Authentizität von Inhalten nicht mehr kontrollieren, ihre Verbreitungsgeschwindigkeit und den Kontext auch nicht, in dem sie Wirkung entfalten. Es ist naiv zu glauben, dass etwas, was sich digitalisieren lässt (Bücher, Filme, Musik, Kommunikation schlechthin) als abgegrenzte Insel weiter existieren wird. Damit brechen Geschäftsmodelle zusammen, aber auch das Fundament der Wissensgesellschaft. Seit der Aufklärung gilt: Wahrheit ist Belegbarkeit. Belegbarkeit basiert auf der Sicherheit, dass eine Quelle (bislang: ein Buch, eine Urkunde, eine Akte) über Jahrhunderte unverändert Auskunft über einen bestimmten Wissensstand gibt. Im digitalen Universum kann man diese Unveränderbarkeit nicht mehr garantieren, Geschichte wird sich ebenso umschreiben lassen wie Politik heute schon von Fake-News unterwandert wird. Das reicht bis hin zu neuesten Software-Entwicklungen, aus vorhandenen Sprachaufzeichnungen „authentische“ Sätze generieren zu können, die der Betreffende so aber nie gesagt hat. So wenig Fotos noch Realität abbilden, wird in Zukunft eine mündliche Aussage verlässlich sein. Wie gehen wir mit der totalen Entgrenzung unserer Gewissheitsgaranten um?
Florian Felix Weyh
Gespräch mit Peter Glaser, Christoph Kappes und Michael Knoche; Moderation: Florian Felix Weyh; Lesung: Markus Hoffmann
Sonntag, 26.08.2018
16:30
Eintritt frei!
Teilnehmer/innen der Veranstaltung:
Begleitende Veranstaltung: