Wolf Böwig hat in Asien, Afrika und auf dem Balkan für führende europäische Magazine und Zeitungen über vierzig Kriege und Konflikte fotografisch begleitet. Seine Fotos, Leporellos und Collagen sind vielschichtige Kunstwerke, die weit über das Dokumentarische hinausgehen. Zunehmend misstraut er der Einzelaufnahme, vielmehr komponiert Böwig große, eindrückliche Bildfolgen, überschreibt sie zuweilen von Hand und verbindet seine Bild-Text-Überlagerungen, etwa in seinen Künstlerbüchern, mit Kartenmaterial, Zeitungsausrissen und Objekten, die er auf seinen Reisen gesammelt hat.
Das „Black Light Project“ von Wolf Böwig hat eine Verbindung zu Erlangen: Im Rahmen des 15. Internationalen Comic-Salons 2012 lud Wolf Böwig renommierte Comic-Künstler und Illustratoren ein, zu seinen Fotos und den Texten von Pedro Rosa Mendes zu zeichnen. In einem offenen Atelier konnten die Besucherinnen und Besucher bei der Entstehung des Projekts zusehen und mit Father Garrick, einem Zeitzeugen aus Sierra Leone, persönlich ins Gespräch kommen. Die Ausstellung im Rahmen des 38. Erlanger Poetenfests zeigt nun einige der Ergebnisse, unter anderem von David von Bassewitz, Benjamin Flaó, Dieter Jüdt, Thierry Van Hasselt und Danijel Žeželj. Außerdem sind aktuelle Arbeiten von Wolf Böwig über die anhaltenden Folgen der Kolonialisierung für den indischen Subkontinent zu sehen, die derzeit regelmäßig in der FAZ publiziert werden.
„Während der Klick einer Kamera heute gar keiner mehr ist, bleibt Böwig vor Ort, kehrt zurück, gibt Konflikten durch seine visuellen Erzählungen eine Geschichte. Wir sehen, wie sich Gewalt in Räume und ihre Menschen eingegraben hat, wie sie ihr zu entkommen versuchen. Die Reportagen sind dem Strom des Vergessens abgewonnene Speicher von Verwerfungen und Zerstörungen, von Flucht und Verlorenheit, aber auch von widerständigem Überleben und neuen Anfängen.“ (Habbo Knoch)
Ausstellung